"Wir alle haben es in der Hand, für Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechte einzustehen"
Rede von Monica Manon Sandhas für das Bündnis bunt statt braun bei der Demo vor dem Landtag am 16. November
Ein Zeichen für Hoffnung, Demokratie, Zusammenhalt und gegen Ausgrenzung und Diskriminierung haben am Samstag, 16. November Hunderte Menschen vor dem Landtag gesetzt. Dazu aufgerufen hatten der Freundeskreis Hannover und die Initiative „bunt statt braun“. Der Leitgedanke: „Demokratie stärken“. Wir dokumentieren hier den Redebeitrag, den Monica Manon Sandhas für unser Bündnis gehalten hat.
Ich bin Monica Manon Sandhas und gehöre zum Orga-Team von bunt-statt-braun.
Eigentlich hatte ich meinen Redebeitrag für heute schon fertig. Gestern habe ich dann, wie Ihr alle sicherlich auch, von den widerlichen Schmierereien, Drohungen und Hassbotschaften gegen unseren OB Belit Onay am Neuen Rathaus erfahren. Und aus diesem aktuellen Anlass muss ich jetzt dazu für uns von Bunt-statt-braun dieses vorab sagen und klarstellen
Belit Onay hat unsere volle Solidarität. Wir verurteilen diese Tat auf das Schärfste. Sie ist ekelhaft und menschenfeindlich und verletzt die Würde des Menschen elementar. Derartigen Hass und Hetze können wir in unserer Stadt nicht dulden. Sie sind ein Angriff nicht nur auf den OB, sondern auf uns als freie, offene, tolerante und solidarische Gesellschaft insgesamt, ein Angriff auf uns alle.
Wir, das Bündnis Bunt-statt-braun haben heute mit dazu aufgerufen, ein Zeichen für Demokratie und gegen Ausgrenzung, Antisemitismus und Extremismus zu setzen und ich freue mich, dass so viele von Euch dem gefolgt sind! Herzlichen Dank für Euer Kommen!
Bunt-statt-braun ist ein breit aufgestelltes Bündnis, das sich aus ganz unterschiedlichen Mitgliedern zusammensetzt:
Gewerkschaften, Kirchen, Parteien und einzelnen ganz verschiedenen Initiativen.
Aber bei allen Unterschieden eint uns ein gemeinsamer Gedanke und ein gemeinsames Ziel so wie auch Euch, die Ihr heute hier gekommen seid:
- Wir engagieren uns für ein solidarisches Miteinander, eine starke Zivilgesellschaft und ein vielfältiges und tolerantes, buntes Hannover.
- Wir treten Nationalismus, Antisemitismus und jeglichem Rassismus entschieden entgegen. Und wir stellen uns an die Seite derer, die bedroht und ausgegrenzt werden.
- Wir widersprechen klar und deutlich alten und neuen Nazis, rechter Hetze und populistischen Grenzüberschreitungen.
Und dafür schaffen wir in Hannover immer wieder Öffentlichkeit. In diesem Jahr haben wir zahlreiche Veranstaltungen organisiert, zum Beispiel die große Demo auf dem Opernplatz, die Menschenkette vor dem Landtag, die Demo einen Tag vor der Europawahl , aber auch viele einzelne kleinere Veranstaltungen.
Die massive Bedrohung unserer demokratischen Grundwerte und Strukturen nehmen wir schon seit geraumer Zeit wahr, nicht erst seit Bekanntwerden der sog. „Remigrationspläne“ durch die Correctiv-Recherche.
Wir registrieren die Zunahme antisemitischer und rassistischer Vorfälle, die Zunahme von Hass und Hetze, bundesweit, aber auch hier bei uns in Hannover. Die eingangs genannten Hassbotschaften am Neuen Rathaus sind nur ein schrecklicher Vorfall, der sich in eine ganze Kette von Vorfällen reiht.
Rechte und rechtsextreme Ansichten bekommen öffentlichen Rückhalt. Rassismus, Antisemitismus und andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit nehmen zu. Die Zeiten sind rau. Nach Coronakrise folgen Ukrainekrieg, Nah-Ost-Konflikt und nun in der vorletzten Woche zum einen der Ausgang der Wahlen in den USA mit den nicht vorhersehbaren Folgen, auch für uns hier in Europa und Deutschland, und zum anderen der Bruch der Ampel-Koalition und damit Neuwahlen. All das führt zu Unsicherheit und genau das nutzen Populisten und Faschisten. Die Wahlen in den drei ostdeutschen Bundesländern haben uns das noch einmal vor Augen geführt. Die Abgrenzung gegenüber Verächtern der Demokratie wie der AfD schwindet. Die Brandmauer steht eben gerade nicht fest und stabil, sondern bröckelt gerade in letzter Zeit immer mehr.
Und das ist kein ostdeutsches Phänomen. Rechte und populistische Kräfte befinden sich überall im Aufwind. Die Grenze des Sagbaren verschiebt sich immer mehr und es besteht die Sorge, dass insgesamt ein Tabubruch stattfindet.
Und natürlich macht das Angst. Aber Angst ist kein guter Ratgeber! Wir alle haben es in der Hand, für unsere Werte Demokratie, Rechtsstaat, Menschenrechte einzustehen und aktiv ihre Wahrung einzufordern. Und genau das machen wir heute hier!
Wir brauchen Veranstaltungen wie heute unbedingt, nicht nur, um uns gegen die Faschisten und Populisten zur Wehr zu setzen, sondern auch im positiven Sinne, um uns selber die herausragende Bedeutung der Demokratie für uns alle klar zu machen, und vor allem, um uns gegenseitig zu bestärken und Sicherheit zu geben.
Sicherheit bzw. Unsicherheit ist ja ein Thema, das gerade die Rechten und Populisten sehr gerne für ihre Zwecke missbrauchen, um Ressentiments und Hass zu schüren.
Last uns dem entgegentreten, die Deutungshoheit gegenüber den Rechten und Populisten gewinnen und Sicherheit in unserem Sinne definieren:
Wir brauchen die Sicherheit, dass auch in Zeiten wie diesen, die entscheidenden Grundwerte unserer Gesellschaft – Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte – Bestand haben und anerkannt werden.
Wir brauchen die Sicherheit, dass wir mehr sind, dass sich nicht die, die am lautesten schreien und hetzen, durchsetzen werden, sondern die Verständigen und Anständigen.
Wir müssen uns gegenseitig Sicherheit geben, uns versichern und wappnen, uns gegenseitig bestärken. Denn gerade jetzt ist unsere Gesellschaft, sind wir anfällig. Und deswegen braucht es Momente und Begegnungen wie hier, die uns zeigen:
- wir sind viele
- wir sind stark
- wir lassen uns nicht spalten
- wir treten ein
- für eine offene, tolerante und solidarische Gesellschaft
- für eine Stadt, in der wir alle gerne leben
- für ein buntes, tolerantes Hannover!